
Am 29.01.2025 erschien die von Heike Grieser betreute und im Rahmen des Mainzer Graduiertenkollegs 2304 „Byzanz und die euromediterranen Kriegskulturen. Austausch, Abgrenzung und Rezeption“ erarbeitete Dissertation von Dr. Sonja Ulrich mit dem Titel „Die ›Kriegshistoriographie‹ des Orosius“.
Warum präsentiert uns Orosius sämtliche Kriege und Katastrophen der Menschheitsgeschichte? Durch seine Art von historischer Darstellung will Orosius zeigen, dass das Christentum nicht verantwortlich ist für die Katastrophe seiner Zeit, die Plünderung Roms im Jahr 410 n. Chr. In ihrer Untersuchung nimmt die Autorin die zahlreichen Kriegsbeschreibungen des Orosius systematisch in den Blick. Dabei zeigt sich, wie Orosius durch seine Zusammenstellungen die vorchristliche Geschichte als Aneinanderreihung von Grausamkeit, Tod und Blutvergießen präsentieren kann, mit Eintreten der christlichen Zeit aber weitere Kriege und Unglücke stark von diesem vorigen Bild absetzt. Die christlichen Goten, die am Ende in Rom einfallen, verwandeln die Plünderung in eine heilige Prozession. Kriegerische Erfolge und bessere Zustände stehen so nach Orosius für die Überlegenheit des christlichen Glaubens.
Dr. Sonja Ulrich studierte Katholische Theologie, Klassische Philologie und Philosophie an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Seit 2024 arbeitet sie am Lehrstuhl für Alte Kirchengeschichte der Universität Würzburg.
Den Titel, der auch im Open Access erhältlich ist, finden Sie auf der Seite des Verlages.